Erfahre, wie du mit der Obsidian-Tasse arbeiten kannst: Eine Beispielgeschichte
Oct 22, 2024Verborgenes entdecken: Die Reise mit Obsidian
Annalena hatte schon immer Angst vor dem Bellen eines Hundes. Schon als Kind lief ihr ein Schauer über den Rücken, wenn sie nur an Hunde dachte. Doch keine Erinnerung war so lebendig wie der Tag, als sie fünf Jahre alt war und mit ihrer Mutter vom Markt nach Hause ging. Ein grosser, schwarzer Hund kam plötzlich auf sie zugerannt, laut bellend. Ihre Mutter hob sie in die Arme und schützte sie vor den fletschenden Zähnen des Hundes, bis sie ihn mit einem Stock verscheuchen konnte.
Diese Erinnerung wurde zu einem Schatten, der Annalena durch ihr Leben folgte. Sie mied Hunde, wann immer sie konnte, und jedes Mal, wenn sie einen sah oder hörte, spürte sie diesen stechenden Stich der Angst.
Eines Abends, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, hörte sie ein bekanntes Knurren und spürte, wie die Panik in ihrer Brust aufstieg. Als sie um die Ecke bog, stand sie plötzlich einem grossen, schwarzen Hund gegenüber. Zu ihrer Überraschung wich die vertraute, lähmende Angst einem seltsamen Gefühl der Ruhe. Sie sah die Angst in den Augen des Hundes, die etwas tief in ihr widerspiegelte. In diesem Moment erkannte sie, dass ihre Angst vielleicht nicht der Feind war – sondern ein Teil von ihr, der darauf wartete, anerkannt zu werden.
Nicht lange danach vertraute Annalena sich ihrer Freundin Mira an, die ihr vorschlug, ein Obsidian-Ritual auszuprobieren – eine Praxis der elementaren Verbindung und Selbstexploration. Obsidian, erklärte Mira, sei ein aussergewöhnlicher Stein, der aus dem vulkanischen Feuer der Erde selbst entstanden sei. Er habe die Fähigkeit, verborgene Erinnerungen oder Gefühle sichtbar zu machen und sie ins Bewusstsein zu bringen.
Skeptisch, aber neugierig, sass Annalena mit gekreuzten Beinen in Miras schwach beleuchtetem Wohnzimmer, umgeben von Kerzen und dem zarten Duft von brennendem Salbei. Vor ihr stand eine Obsidian-Tasse, gefüllt mit Wasser, und ein Blatt Papier. Mira forderte sie auf, ihre Ängste aufzuschreiben – nicht nur die Angst vor Hunden, sondern alle Ängste, die tief in ihr schlummerten: die Angst vor Verletzlichkeit, die Angst, die Kontrolle zu verlieren.
Zögernd begann Annalena zu schreiben. Ihre Hand zitterte, als sie jedes Wort auf das Papier brachte, die Emotionen freisetzend, die damit verbunden waren. Als sie fertig war mit Schreiben, platzierte sie die Obsidian-Tasse, gefüllt mit Wasser, auf dem Blatt Papier.
Danach reichte Mira ihr eine kleine Kerze. „Feuer bedeutet innere Wärme“, flüsterte Mira. „Lass die Flamme die Tasse beleuchten und lass die Kraft des Obsidians in dir wirken.“
Sie unterhielten sich noch eine Weile, bis Annalena neugierig fragte: „Woher weisst du all das über die Tasse und den Obsidian?“ Mira lächelte geheimnisvoll. „Ich bin Teil eines Kreises von Magiern, aber mehr möchte ich jetzt darüber nicht erzählen.“
Annalena sah sie überrascht an. „Das wusste ich gar nicht! Meinst du, ich könnte auch daran teilnehmen?“
„Natürlich,“ antwortete Mira. „Rituale sind dazu da, deine Aufmerksamkeit zu schulen, unterstützt von anderen Menschen und verschiedenen Kräften. Aber du musst zuerst deinen inneren Raum entdecken. Sonst kann es sich anfühlen, als würde nichts geschehen.“
Mira lehnte sich nachdenklich zurück und fügte hinzu: „Wenn du lernst, mit dieser Kraft zu arbeiten und spürst, wie sie in dir wirkt, wirst du dir deines inneren Raums bewusst werden. Du wirst merken, dass es dort noch viel zu entdecken gibt.“
„Aber für heute,“ sagte sie schliesslich, „geh erstmal schlafen. Es ist schon spät.“
Annalena nickte, blies die Kerze aus und stellte die Obsidian-Tasse auf die Fensterbank, damit sie am nächsten Tag von der Sonne beschienen werden konnte.
In den nächsten Tagen spürte Annalena immer wieder die Kraft des Obsidians. Es war unerwartet und sanft, aber irgendwie auch erfrischend.
Mira ermutigte sie, mit der Obsidian-Tasse zu meditieren. Annalena hielt sie immer wieder sanft in den Händen, spürte die kühle Oberfläche und atmete tief durch. Obsidian, lernte sie, war auch mit dem Element Erde verbunden, dem Element der Erdung und Stabilität. Das Wasser, das die Tasse füllte, repräsentierte Emotionen, Fluss und Reflexion. Gemeinsam ermöglichten sie es ihr, ihre innere Landschaft zu erkunden, mit der Stabilität, die nötig war, um dem inneren Sturm zu begegnen.
Während Annalena aus der Obsidian-Tasse trank, schloss sie die Augen und liess die Erinnerung, die sie jahrelang verfolgt hatte, erneut aufsteigen: Der bellende Hund, das Gefühl der Hilflosigkeit, das rasende Herz. Doch diesmal drängte sie die Erinnerung nicht weg. Sie liess sie zu, bis die scharfen Kanten weicher wurden.
Wochen vergingen, und jedes Ritual wurde zu einer Reise. Mira führte Annalena durch die Elemente auf ihrem Weg – Erde, um den Körper zu spüren, Wasser, um ihre Emotionen fliessen zu lassen, Feuer, um die Blockaden zum Fliessen zu bringen, und Luft, um ihren Reaktionen Raum zu geben. Jede Woche eröffnete sich etwas Neues.
Eines Nachts, während sie mit ihrer Aufmerksamkeit bei der Obsidian-Kraft verweilte, geschah etwas Unerwartetes. Mit der Obsidian-Tasse in den Händen konzentrierte sie sich erneut auf die Erinnerung, die sie jahrelang verfolgt hatte. Als das Gefühl der Machtlosigkeit wieder auftauchte, wich Annalena nicht zurück. Diesmal stellte sie sich ihm. Und in diesem Moment kam eine lebhafte Erinnerung zurück – ein Hund hatte sie in ihrer Kindheit in die Hand gebissen. Dieses vergessene Trauma war der Ursprung ihrer Angst.
Sie weinte, nicht vor Angst, sondern vor der Erleichterung, dem Schmerz Raum geben zu können, der so lange tief in ihr verborgen war.
Bei einem Kaffee aus ihrer Obsidian-Tasse erzählte Annalena ihrer Freundin Mira von ihren jüngsten Erkenntnissen. Mira hörte aufmerksam zu. „Es ist seltsam“, sagte Annalena. „Es geht nicht mehr nur um die Angst vor dem Hund. Es ist das Gefühl der Hilflosigkeit, das Gefühl, dass ich keine Kontrolle hatte.“
Mira lächelte wissend. „Genau darum geht es. Es ist nicht nur der Hund. Die Angst wurzelt in den Momenten, in denen wir am verletzlichsten waren, am hilflosesten.“
„Ich glaube, ich habe Frieden mit diesem Teil von mir geschlossen“, sagte Annalena leise. „Es ist nicht verschwunden, aber ich habe gelernt, dabei zu sein, anstatt davor wegzulaufen.“
Mira nahm Annalenas Hand. „Das ist die Schönheit der Erkenntnis. Du lässt die Angst ein Teil von dir sein, ohne dass sie dich beherrscht. Und der Obsidian… er war die ganze Zeit dein Spiegel.“
In ihrer nächsten Sitzung mit Dr. Weber sprach Annalena offen über ihre Fortschritte. „Die Obsidian-Rituale… sie helfen mir, die Dinge klarer zu sehen“, sagte sie. „Es ist, als hätte ich diese Angst so lange unterdrückt, aber jetzt lasse ich sie zu. Es fühlt sich beängstigend an, aber auch befreiend.“
Dr. Weber nickte nachdenklich. „Es klingt, als würdest du die Angst integrieren. Anstatt vor ihr wegzulaufen, lässt du ihr Raum, siehst sie als das, was sie ist – eine emotionale Reaktion auf ein vergangenes Ereignis, das dich jetzt nicht mehr beherrschen muss.“
Annalena lächelte. „Ich habe erkannt, dass es nicht mehr die Hunde sind, vor denen ich Angst habe“, fuhr sie fort. „Es war das Gefühl der Machtlosigkeit. Aber jetzt weiss ich, dass das normal ist, und ich empfinde es nicht mehr als etwas Schlechtes.“
Dr. Weber blickte sanft auf. „Du hast der Machtlosigkeit in dir eine Stimme gegeben, nicht wahr? Machtlos, hilflos – aber jetzt wird sie endlich gehört.“
Als Annalena an diesem Tag ihre Sitzung verliess, fühlte sie sich leichter, geerdeter und auch reicher, irgendwie. Der Obsidian, das Feuer, die Elemente – sie alle waren Werkzeuge gewesen, aber die wahre Arbeit war in ihr geschehen. Sie hatte zugelassen, dass sie sich machtlos gefühlt hatte, und nun war sie bereit, weiterzugehen – leichter als je zuvor.