Weihnachten zwischen Reptilienhirn, Ego, Geist und Gefühlen
Dec 06, 2025Weihnachten zwischen Reptilienhirn, Ego, Geist und Gefühlen
Bald ist es wieder soweit: Weihnachten steht vor der Tür. Das ist verbunden mit sehr vielen schönen Dingen. Es gibt aber auch einige Punkte, die immer wieder Probleme verursachen.
In diesem Blog möchte ich ein paar Anregungen geben, wie man Weihnachten so gestalten kann, dass Reptilienhirn, Geist, Ego und die Gefühle sich eher auf ein Fest freuen, statt in den Ausnahmezustand zu geraten.
Das Festmahl
Wenn man das Essen aus der Perspektive des Egos betrachtet, ist es etwas anderes, als wenn man es aus der Perspektive des Geistes oder aus der Perspektive des Reptilienhirns betrachtet.
Das Ego ist wichtig, wenn man selber kocht. Es möchte so gut wie möglich zubereiten und kochen, um zu zeigen, was man kann. Das Ego liebt Wettbewerb und möchte alles, was es macht, gut können. Ein gesundes Ego verträgt Niederlagen besser als ein unzufriedenes Ego.
Je nachdem, wie es um Ihre Stimmung bestellt ist und wie viele Gäste kommen, ist es vielleicht nicht der beste Moment, etwas Neues auszuprobieren. Das erzeugt zusätzlichen Stress, und Weihnachten an sich kann schon ziemlich viel Stress verursachen.
Essen gehört zum Reptilienhirn. Folgende Hinweise wirken vielleicht banal, sind aber wichtig. Es sollte für alle Gäste an diesem Tag etwas auf dem Tisch stehen, das sie wirklich gerne essen. Oft werden Wünsche nicht berücksichtigt und es wird gemeinsam entschieden, was es geben soll.
Aus der Perspektive des Reptilienhirns gilt man jedoch als „ausgestossen aus der Herde“, wenn man nicht berücksichtigt wird.
Darum lohnt es sich, das Essen aus einer grösseren Vielfalt zusammenzustellen. So können alle berücksichtigt werden: die, die nur Salat möchten, die, die vegetarisch essen, und alle anderen.
Einen Kompromiss einzugehen ist für den Geist kein Problem, für das Reptilienhirn aber schon. Wichtig ist auch, dass genügend Essen zu sehen ist. Also möglichst nicht exakt abgezählt, sondern so arrangiert, dass die genaue Menge auf den ersten Blick nicht erkennbar ist.
Das vermittelt Ruhe und Sicherheit und ermöglicht eine freiere Auswahl. Das gemeinsame Essen verläuft entspannter, wenn die Empfindungen von Vielfalt und Fülle vorhanden sind. Das kann man sehr gut durch die Anordnung der Speisen unterstützen.
Das bedeutet nicht zwingend, dass man mehr zubereiten muss. Es lohnt sich vielmehr, sich genauer zu überlegen, wie man die Speisen präsentiert.
Aus der Perspektive des Geistes ist das Essen nicht so wichtig. Die Konflikte, die an solchen Tagen entstehen, haben oft mit zu grossen Erwartungen oder mit starren inneren Bildern zu tun, wie das Fest „sein sollte“.
Der geistige Bereich ist der Möglichkeitsraum. Dort können verschiedene Bilder und Varianten Platz haben. Enttäuschungen entstehen häufig, weil es selten so kommt, wie man es gerne hätte.
Es ist kein Problem, das Bild eines perfekten Abends im Kopf zu haben, solange es nicht das einzige Bild ist und alles andere dem weichen muss.
Hilfreich ist es, wenn Sie innerlich mehrere Szenarien durchgehen. Je mehr Möglichkeiten Sie im Kopf haben, desto weniger Überraschungen wird es geben und desto grösser wird Ihre Flexibilität sein, auf Veränderungen einzugehen.
Das Reptilienhirn liebt Dinge, die gleich sind. Wenn etwas gleich ist, vermittelt das Sicherheit, weil es bekannt ist. In einer bekannten Umgebung kennt man die Gefahren. Wenn im Geist nur ein Bild vorhanden ist, wird es sehr stressig, sobald etwas anders verläuft als geplant.
Das gilt nicht nur für Weihnachten. Auch bei anderen wichtigen Anlässen, bei denen man ohnehin gestresst ist, sollte man nicht zu viele neue Elemente einbauen. Das Reptilienhirn schlägt sonst häufiger Alarm. Man kann nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen.
Schauen Sie, dass es eine Mischung aus alten und neuen Elementen gibt. Ein wichtiger Aspekt von Tradition ist, dass sie Sicherheit vermittelt. Die Welt ist in Ordnung, wenn alles so läuft wie immer. Dann ist der Reptilienhirnanteil entspannt, und die anderen inneren Instanzen können sich besser entfalten.
Erwartungen, Gefühle und Weihnachtsstress
Um die Festtage herum gibt es oft jede Menge zu erledigen, so dass der Stresslevel in dieser Zeit relativ hoch ist. Gleichzeitig treten Gefühle stärker hervor als üblich. Menschen, denen es schlecht geht, fühlen sich in dieser Zeit oft noch schlechter. Menschen, denen es gut geht, können sich gleichzeitig noch besser fühlen.
Die Frage, wer ein Geschenk bekommen soll und was man ihm oder ihr schenken könnte, ist sehr präsent. Insgesamt ist die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr angefüllt mit Überlegungen und Gefühlen.
Sie wird recht unterschiedlich erlebt. Für viele ist es die schönste Zeit des Jahres, andere sind froh, wenn sie wieder vorbei ist.
Das Besondere an dieser Zeit ist, dass einem vieles deutlicher vor Augen tritt:
wo man steht, wie es einem eigentlich geht, was einem fehlt, aber auch, was sehr gut ist.
Das kann hilfreich und angenehm sein, aber auch sehr schmerzhaft. Weihnachten und die Tage danach gelten als Zeit der Besinnung. Man schaut zurück und nach vorne, versucht ein Fazit zu ziehen und Vorsätze zu fassen.
Der Erwartungsdruck ist in dieser Zeit oft riesig. Einerseits wegen der vielen Erledigungen, andererseits wegen all der zwischenmenschlichen Themen, die jetzt im Vordergrund stehen oder stehen sollten, wenn man den allgemeinen Vorstellungen folgt.
Dazu gehören Begegnungen mit Menschen, die man lange nicht gesehen hat, oder mit Personen, die man gar nicht so mag. Auch Einsamkeit tritt stärker hervor. Vielleicht hat man keine Familie oder keine Freunde. Vielleicht ist ein geliebter Mensch verstorben, den man an diesen Tagen besonders vermisst. Vielleicht erinnern die Festtage an die Zeit, als er oder sie noch dabei war.
Im Folgenden geht es um zentrale Themen dieser Zeit. Ich möchte erläutern, was im Inneren eigentlich passiert, eine andere Betrachtungsweise anbieten und damit helfen, diese Tage etwas angenehmer zu gestalten.
Aspekte des Schenkens
Das Reptilienhirn möchte möglichst das Gleiche machen wie die anderen, um zur Herde zu gehören.
Das Ego möchte mit Geschenken etwas bewirken. Es will zum Beispiel, dass der andere sich besonders freut oder dass das eigene Geschenk das originellste oder sinnvollste ist.
Der Geist beschäftigt sich mit den Glaubensstrukturen rund ums Schenken. Es lohnt sich zu überlegen, wie Ihre eigenen Glaubenssätze zu diesem Thema aussehen, und diese dann bewusst zu ergänzen.
Glaubensstrukturen sind nicht das Problem. Schwierig wird es erst, wenn es zu wenige gibt. Mit nur einer oder sehr wenigen Glaubensstrukturen hat man wenig Spielraum. Das führt zu Einengung und lässt den Angst oder Stresspegel steigen.
Man darf auch die Glaubensstrukturen der anderen nicht vergessen. Selbst wenn Sie viele innere Möglichkeiten zum Thema Schenken entwickelt haben, können Sie trotzdem Druck spüren.
Das, was viele gleichzeitig denken, baut einen starken Sog auf. Es wirkt oft, selbst wenn es gar nicht Ihren eigenen Überzeugungen entspricht.
Die eigene Meinung gehört zum Ego. Es spürt, wenn etwas nicht stimmig ist, und möchte dann etwas anderes machen, das von den üblichen Normen abweicht.
In der Weihnachtszeit fordert das Reptilienhirn besonders viel Aufmerksamkeit. Es entsteht rasch Angst, wenn man zu weit von dem abweicht, was andere tun und denken. Die eigenen Glaubensstrukturen zu erkennen, kann helfen, innere Konflikte besser zu verstehen.
Ein wichtiger Schritt ist, sich den Inhalt dieser Glaubensstrukturen genauer anzusehen. Viele davon sind nicht wirklich „eigene“. Das meiste wurde uns im Lauf der Zeit erzählt, das meiste sogar schon in der Kindheit.
Ideen über Schenken, Beschenktwerden und Traditionen haben wir nicht selbst erfunden. Dass viele Menschen die gleichen inneren Bilder zu diesen Themen haben, zeigt das sehr deutlich.
Im Laufe des Lebens werden viele Abläufe und Traditionen erweitert und „verfeinert“. Das kommt dann eher aus dem Ego und wird später in den Geist verschoben.
Es lohnt sich, alte Glaubensstrukturen aus der Kindheit aufzudecken und zusätzlich zu erkennen, was später dazugekommen ist. Der nächste Schritt wäre, alles als Möglichkeiten zu sehen. Ob davon etwas gut oder schlecht ist, wissen wir nicht.
Für den Geist ist es wichtig, viele Möglichkeiten zur Verfügung zu haben. Das ist seine eigentliche Aufgabe.
Das Ego hat dann die Wahl, was im jeweiligen Moment stimmig ist. Da es mit der Handlungsebene verknüpft ist, ist es wenig sinnvoll, es auf die Zukunft zu programmieren.
Das Reptilienhirn möchte, dass ich genau das mache, was alle anderen machen. Wenn ich es nicht tue, droht aus seiner Sicht Ausschluss aus der Herde, und damit Gefahr.
Darin liegt viel Konfliktpotenzial, denn oft entscheidet das Ego gegen das Reptilienhirn.
Ein Beispiel: Freunde oder Verwandte möchten gemeinsam etwas schenken, Sie selber würden aber lieber allein etwas Persönliches schenken. Das Ego freut sich darüber. Gleichzeitig kann ein Gefühl auftreten, das sich gar nicht gut anfühlt.
Dem Reptilienhirn ist das nämlich überhaupt nicht recht. Es schaltet Angst ein: Achtung, du wirst aus der Herde ausgeschlossen.
Man kann dann gleichzeitig Freude (Ego) und Angst (Reptilienhirn) fühlen. Das ist irritierend und kann auch dazu führen, dass man wütend wird und sich ausgeschlossen fühlt.
Ego und Reptilienhirn gleichwertig anzuschauen, ist nicht einfach. In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist das Konfliktpotential hier besonders hoch.
Es hängt auch sehr vom Zustand des Egos ab. Wenn das Ego im Alltag eher zufrieden ist und das Gefühl hat, vieles selbst bestimmen zu können, leidet es weniger, wenn in dieser Zeit andere mehr bestimmen.
Ist das Ego aber schon geschwächt, können Existenzängste, Wut oder Verzweiflung sehr stark werden.
Die Angst kann im Reptilienhirn wurzeln, weil man nicht der Herde folgt, oder im Ego, weil es keinen Spielraum hat und sich eingeschränkt fühlt.
Darum ist es sinnvoll, bewusst zu wählen, wann man etwas für das Reptilienhirn tut und wann für das Ego. Beides sollte möglichst im Gleichgewicht sein.
Oft ist es nicht möglich, eine Entscheidung zu treffen, die beide Instanzen gleichzeitig zufriedenstellt. Es ist daher hilfreich, abwechselnd im Sinne der einen oder der anderen Instanz zu handeln.
Kommunikation mit der Materie
Wenn man keine Idee hat, was man schenken könnte, ist es oft einfacher, mit der Materie in Kontakt zu gehen, statt zu versuchen, sich geistig zu verbinden, um die „perfekte“ Idee zu finden.
Hilfreich ist es, Geschäfte aufzusuchen und dort direkt mit den Dingen in Kontakt zu treten. Damit sich das Ego nicht sofort einmischt und nur das bewertet, was einem selbst gefällt, kann man ihm zuerst ein wenig Raum geben. Man lässt es schauen und bewerten, was es schön findet.
Danach richtet man die Frage an die Materie selbst. Wichtig ist, die Frage klar zu stellen, um eine klare Antwort zu bekommen.
Einsamkeit in der Weihnachtszeit
Aus der Perspektive des Geistes gibt es eigentlich keine Einsamkeit. Geistig sind wir immer mit allem verbunden. Ego, Gefühle und Reptilienhirn sehen das aber komplett anders.
Der Geist verstärkt die Schwierigkeit oft noch durch bestimmte Glaubensstrukturen, zum Beispiel: Weihnachten und Silvester darf man auf keinen Fall alleine verbringen.
In unserer Vorstellung ist es eine Zeit des Feierns, und alleine feiern kommt darin kaum vor. Daraus entsteht leicht ein innerer Zwang, dass man „etwas machen muss“ mit Familie oder Freunden.
Das Problem daran ist, dass man dadurch die eigentliche Verbundenheit viel weniger oder gar nicht mehr spürt. Man fühlt sich dann erst recht alleine.
Allein sein und sich allein fühlen sind jedoch zwei verschiedene Dinge.
Der Geist kann hier oft wenig helfen. Es gibt zwar auch Glaubensstrukturen, die das Alleinsein idealisieren, und diese können im Jahresverlauf durchaus hilfreich sein. In der Weihnachtszeit haben jedoch traditionelle Glaubensstrukturen meist mehr Gewicht, sowohl in einem selbst als auch in der Umgebung.
Darum ist es in dieser speziellen Zeit nicht besonders sinnvoll, nur den Geist zu Rate zu ziehen. Man sollte auch das Reptilienhirn und das Ego berücksichtigen.
Das Reptilienhirn und die Herde
Das Reptilienhirn liebt die Herde. Wenn es nicht die eigene ist, dann zumindest eine, die aus seiner Sicht passend erscheint.
Menschen sind Herdentiere und brauchen eine Gruppe von anderen Menschen, um zu überleben. Das Reptilienhirn kümmert sich nicht um Alltag, Arbeit oder persönliche Vorlieben. Es interessiert sich nur dafür, dass wir am Leben bleiben.
Wenn zum Beispiel ein Tiger käme und ich wäre allein, sähe es für mich schlecht aus. Es ist logisch, dass das Reptilienhirn an erster Stelle kommt, denn nur wenn ich am Leben bleibe, kann ich noch vieles tun, Ideen verfolgen und kreativ sein.
Man könnte sagen: Das Reptilienhirn ist der kleine Steinzeitmensch in uns.
Überall finden sich kleine Herden. Am Arbeitsplatz, in der Freizeit, in der Nachbarschaft. Oft sind das gar keine Familienangehörigen und bieten trotzdem Schutz.
Wenn nun ein wildes Tier in ein Gebäude eindringen würde, in dem viele Menschen arbeiten, würden sich alle gegenseitig helfen, um zu überleben. Diese Herde ist aus Sicht des Reptilienhirns gut.
Stellen wir uns aber vor, an einem Arbeitsort sind alle Angestellten miteinander verwandt, nur Sie nicht. Im Gefahrenfall würden zuerst die Familienmitglieder gerettet. Ihr Reptilienhirn wird dann Angst erzeugen, damit Sie diesen Ort verlassen. Oder es erzeugt Wut, um Sie stärker zu machen.
An Weihnachten versammeln sich die „Herden“ und das oft recht vollständig. Das Reptilienhirn reagiert dann wie im Beispiel oben. Aus seiner Sicht müssen Sie unbedingt dabei sein. Wenn Sie dem zuwider handeln, schickt es starke Gefühle wie Existenzangst. Es geht davon aus, dass Sie sich freiwillig in Lebensgefahr begeben.
Das Reptilienhirn reagiert nur. Es lässt sich nicht überreden oder mit Argumenten beruhigen. Es kennt die tatsächlichen Lebensumstände nicht. Es weiss nicht, ob Familienmitglieder weit weg leben, verstorben sind oder ob man sich mit ihnen nicht versteht.
Wir fühlen uns in solchen Momenten extrem einsam und meinen, diese Einsamkeit nicht mehr aushalten zu können.
Wichtig ist, zu erkennen, dass dieses Gefühl von Einsamkeit vom Reptilienhirn kommt, nicht vom Ego und nicht vom Geist.
Das Ego braucht die Herde an sich nicht. Der Geist auch nicht, denn er kennt Verbundenheit mit allem.
Trotzdem geht das Reptilienhirn davon aus, dass wir jeden Moment sterben könnten, wenn überall Familien zusammenkommen und man selbst allein ist. Zu zweit ist es für das Reptilienhirn schon besser als allein, aber oft noch nicht genug. Es möchte mehr Menschen.
Wenn es in diesen Tagen unerträglich wird, lohnt es sich, zu überlegen, welcher „Herde“ man sich sinnvoll anschliessen könnte. Manchmal kann die Nachbarschaft so eine Herde sein. Es gibt Menschen, die das weniger brauchen, weil sie die Verbundenheit des Geistes stärker wahrnehmen. Bei ihnen reagiert das Reptilienhirn weniger.
Wenn Sie aber feststellen, dass starke Ängste, Verzweiflung oder sehr belastende Gefühle auftauchen, ist es empfehlenswert, sich aktiv darum zu kümmern, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Eine Gruppe von Alleinstehenden kann in dieser Zeit oft hilfreicher sein als Anschluss an eine andere Familie, weil das Reptilienhirn sonst befürchtet, dass man im Notfall als Letzte gerettet würde.
Das Ego und das „Pflichtprogramm“
Das Ego findet das Leben ohne Herde oft wunderbar, weil es am liebsten alles selber macht und vieles besser machen möchte. Hilfe ist aus seiner Sicht nicht nötig.
Um zu erklären, wie Reptilienhirn und Ego zusammenwirken, hilft ein kleines Steinzeitbild. Es geht dabei nicht um historische Genauigkeit, sondern um ein deutlicheres inneres Bild.
Stellen Sie sich eine Gruppe Menschen in der Steinzeit vor. Es gibt eine Arbeitsteilung. Ein Teil jagt, ein Teil sammelt, ein Teil hält Wache. Im Moment droht keine Gefahr, alles ist friedlich.
Jetzt kommt das Ego zum Zug. Es ist der Moment, etwas zu tun, das nicht nur dem Überleben dient. Zum Beispiel etwas aus Holz schnitzen oder etwas gestalten.
Das Ego symbolisiert die Einzigartigkeit des Menschen. Es zeigt sich besonders in der Kreativität, in der Umsetzung von Ideen. Ego und Geist arbeiten dort eng zusammen.
Damit man Ideen entwickeln und umsetzen kann, braucht es ein Mindestmass an Sicherheit. Wer von einem Tiger verfolgt wird, denkt nicht an Malerei oder daran, ein schönes Objekt zu gestalten.
Im Inneren sind alle Instanzen vereint, aber um sie besser zu verstehen, kann man sie gedanklich voneinander trennen.
Das Reptilienhirn versucht, uns dazu zu bringen, das zu tun, was die Herde macht. Auf diese Weise sieht es unsere Sicherheit als gewährleistet. Wenn das geregelt ist, kann das Ego freier agieren.
Übertragen auf heute: Das Familienoberhaupt entscheidet, wo die Feier stattfindet und wie der Ablauf ist. Dem Ego gefällt das oft wenig. Es mag keine Anweisungen von aussen, und der kreative Anteil kommt dabei häufig zu kurz.
Das sorgt für viel inneren Stress zwischen Ego und Reptilienhirn in dieser Festzeit.
Gefühlsebene und Körper können dann sehr stark reagieren. Wut, Erschöpfung, Müdigkeit, Lustlosigkeit, Energiemangel, Erkältungen oder plötzliche Wutausbrüche sind möglich. Weder die Umgebung noch man selbst versteht dann oft, was da eigentlich passiert.
Das Reptilienhirn hält das Ego gleichzeitig in Schach: Zuerst die Pflichten gegenüber der Herde erfüllen, sonst droht Ausstossung.
Das Ego reagiert darauf empfindlich, denn oft ist es genau die Zeit, in der es sich spontan und frei entfalten möchte.
Die Herausforderung dieser Tage besteht darin, sowohl das Reptilienhirn als auch das Ego zu berücksichtigen.
Wenn es Pflichtbesuche oder andere Verpflichtungen gibt, lohnt es sich, bewusst auch Raum für das Ego zu schaffen. Manchmal reicht eine kleine Veränderung in Zeit, Ablauf oder Umgebung, damit das Ego das Gefühl hat, etwas selbst entschieden zu haben.
Auch die Kleidung kann ein Ausdruck des Egos sein, selbst wenn es äussere Vorgaben gibt. Suchen Sie nach kleinen Bereichen, in denen Ihre eigene Einzigartigkeit sichtbar werden darf, neben all dem, was das Reptilienhirn aus Sicherheitsgründen einfordert.
Menschen im Umfeld und die inneren Instanzen
Das Ego kennt Freunde und Interessen. Gespräche des Egos drehen sich um das, was es selber interessant findet. Darüber spricht es gern.
Das Reptilienhirn kennt keine Freunde. Es ist ihm völlig egal, ob man jemanden mag, ob man sich versteht oder ähnliche Interessen teilt. Es schaut nur darauf, ob man mit den anderen zusammen überleben kann.
Das Ego bewertet ständig alles. Diese Bewertungen gelten jeweils für den Moment und das ist vollkommen in Ordnung. Problematisch wird es, wenn der Geist diese Bewertungen übernimmt und dauerhaft festschreibt.
Solange jemand nur im Moment als langweilig, uninteressant oder „schwierig“ erscheint, bleibt Raum für neue Erfahrungen. Wenn der Geist jedoch die Bewertung übernimmt, bekommt die Person einen inneren Stempel. Dann gibt es keinen Platz mehr für Überraschungen.
Hier kann man bewusst ansetzen. Es hilft, die Möglichkeit offen zu lassen, dass jede Begegnung anders sein kann als im Jahr zuvor oder als in all den letzten Jahren.
So kann auch das Ego wieder neugierig werden und Gespräche mit denselben Menschen neu beginnen. Selbst Pflichtbesuche können dadurch angenehmer werden als erwartet.
Dieser Schritt sorgt sowohl im Reptilienhirn als auch im Ego für mehr Zufriedenheit. Und falls es doch zu Spannungen kommt, verstehen Sie besser, woher sie kommen.
Zum Schluss
Weihnachten bringt viele innere Ebenen gleichzeitig in Bewegung. Reptilienhirn, Ego, Geist und Gefühle reagieren alle auf ihre Weise. Wenn Sie wissen, welche Anteile in Ihnen gerade sprechen, lassen sich Konflikte besser einordnen.
Wenn Sie das Thema Reptilienhirn interessiert und Sie tiefer einsteigen möchten, habe ich zwei ausführlichere Erklärvideos dazu gemacht. Dort zeige ich, wie Sie die Signale Ihres Reptilienhirns im Alltag leichter erkennen und einordnen können.
Den Link dazu finden Sie hier: zu den Videos
Ich wünsche Ihnen genussreiche und möglichst entspannte Festtage.